landschaft

ziel

beim zeichnen und malen geht es darum, eine tätigkeit auszuüben, die das eigene leben bebildert. im bild zeigt sich der stete dialog der persönlichen daseinsform mit dem anderen, dem gegenüber, und erläutert sie. das interessante dabei ist, dass keine worte benötigt werden.

während der mensch zeichnet und malt, entsteht ein gefühls- und gedankenfluss, der in der zeit vor und zurück geht, sich räumlich ausdehnt oder zusammenzieht. die geistige aktivität verbindet das, was auf der malfläche entsteht, mit bereits gelebtem, wünschen, sehnsüchten und realitäten. dazu mischen sich technische fähigkeiten und die sensibilität, mit bleistift, pinsel und farben umzugehen. man versucht, schöpferisch etwas zu finden, meist sind es lebensvorgänge, und seinen empfindungen möglichst realistisch, nicht unbedingt figurativ nahe zu kommen. daswas sich abspielt, wird bildlich erklärt. darum können bilder als wahrheiten oder zeugen des eigenen erlebens- und verstehenshorizontes gesehen werden. malen oder zeichnen bedeutet, gefühle und gedanken, die von aussen oder innen her zuströmen, auf die malfläche fliessen zu lassen. alles ist erlaubt, jeder strich und farbtupfer dient dem erkennen der eigenen weltordnung. an sich selbst gestellte fragen oder bildthemen könnten sein: wo befinde ich mich im moment des kreativen prozesses? wie fühlt sich die situation von damals an, was ist geblieben oder verloren gegangen? wie wird es sein? zukunftsvisionen gehören mit zum gestalterischen vermögen. oder man gibt sich völlig unbefangen der action-painting hin und wundert sich über das ergebnis.

zeichnen und malen fördern zahlreiche fähigkeiten, z.b. sich zu konzentrieren oder vertieft etwas eigenem nachzugehen. das selbstgespräch verdichtet sich auf dem papier oder der malfläche und wird fassbar. was sichtbar wird, kann möglicherweise eine erlebbare realtität werden oder darf als erkanntes, gelebtes auf dem papier bleiben. mit dem schöpferisch sein können fest verankerte themen bearbeitet und verarbeitet werden, kann auch neues und frei herangezogenes gestalt annehmen. stets ist lernen und entwicklung mit im spiel. mitten im schaffensprozess fällt auf, dass lebensumstände in erscheinung treten, deren komponente grösser und stärker sind als der erlebende mensch. dazu gehören die sonne, der himmel, lebewesen oder fänomene aus dem physischen oder psychischen. ein ganzes universum lässt sich zeichnerisch und malerisch festhalten. dadurch tritt man in beziehung zur umwelt und erfährt über das abbild die eigene position im ganzen.

nachdem das gemälde oder die zeichnung fertig ist, kann man sein werk anschauen. dabei sind die auftauchenden gefühlsmomente als wichtige essenz und botschaft des bildes zu sehen. eigene, selber gemachte bilder sagen mehr als tausend worte. beim zeichnen und malen kommt im gegensatz zur fotografie der zeitliche entstehungsprozess dazu. die individualität des schöpfers oder der schöpferin meldet sich. die gelebte zeit, die verstreicht, während der sich ein bild konkretisiert, birgt das potential der langsamen stetigen, schrittweisen entwicklung, vielleicht über tage und wochen hinweg, in sich. an diesem tun kann man wachsen, weil man die langsamkeit entdeckt, die uns in der heutigen welt so gut tut. bilder schaffen freiräume des verweilens, sind auszeiten, um mit persönlichen anliegen in näheren und sichtbaren kontakt zu treten.

 

das sich selbst beobachten, wenn finger und hände am malen, formen und bildlich erzählen sind, regt den einklang an und die feststellung, dass man fähig ist, über ureigenes zu berichten, dazu gehören feines und leises. man kann überwältigende bilder hervorbringen, wenn im eigenen leben überwältigendes stattfindet.